Abschied ohne Glanz – Kevin De Bruynes letztes Manchester-Derby und das Ende einer Ära bei Manchester City April 07, 2025 Daniel Almas 0 Reacties 0 Delen Im Schatten eines ereignislosen 0:0-Unentschiedens zwischen Manchester City und Manchester United im Etihad Stadium wurde am Sonntag ein stilles Kapitel Fußballgeschichte geschrieben: Kevin De Bruyne, einer der prägendsten Spieler der Premier League der letzten Dekade, absolvierte sein letztes Manchester-Derby – und hinterließ einen ungewohnt blassen Eindruck. Ein Spiel zum Vergessen Die Voraussetzungen für dieses traditionsreiche Duell hätten emotional kaum aufgeladener sein können: De Bruyne, der belgische Spielmacher und langjährige Taktgeber im Mittelfeld von Manchester City, hatte im Vorfeld seinen bevorstehenden Abschied vom Klub im Sommer angekündigt. Nach zahlreichen Verletzungsproblemen in der laufenden Saison erhielt der 33-Jährige in diesem prestigeträchtigen Spiel einen seltenen Startelfeinsatz – erst seinen 13. in der Saison 2024/25. Die Erwartungen waren hoch, nicht nur bei den Fans der Skyblues, sondern in ganz England, das gespannt auf den letzten großen Auftritt eines Premier-League-Veteranen blickte. Doch das Spiel entwickelte sich zu einer taktisch geprägten und letztlich enttäuschenden Nullnummer, in der kaum Chancen entstanden. Besonders bitter für De Bruyne: Zum ersten Mal seit April 2018 – damals gegen West Ham United – spielte der Belgier über die vollen 90 Minuten, ohne auch nur eine einzige Torchance für seine Mitspieler zu kreieren. Damit endete eine beeindruckende Serie von 88 Premier-League-Spielen, in denen er stets mindestens eine Chance auflegte. Die Statistik, die alles sagt Für einen Spieler, der mit seiner Spielintelligenz, Übersicht und Passgenauigkeit über Jahre hinweg als das kreative Herzstück von Pep Guardiolas City-Maschine galt, ist diese Statistik ein Zeichen dafür, dass die Zeit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. De Bruyne war in den vergangenen Jahren oft der Dirigent im Mittelfeld, der mit einem einzigen Pass ganze Abwehrreihen aushebeln konnte. Gegen Manchester United, das defensiv sehr diszipliniert auftrat, blieb ihm jedoch jegliche Wirkung versagt. City dominierte zwar über weite Strecken Ballbesitz und Raum, doch die Ideen, insbesondere im letzten Drittel, fehlten. De Bruyne wirkte bemüht, ließ sich tief fallen, versuchte zu kombinieren – doch das letzte Quäntchen Magie, das ihn über Jahre hinweg von seinen Mitspielern abhob, blieb aus. Lob von unerwarteter Seite Trotz seiner schwachen Leistung an diesem Nachmittag erhielt De Bruyne nach dem Spiel dennoch lobende Worte – und zwar von einem Rivalen: Bruno Fernandes, Kapitän von Manchester United, fand im Interview mit Sky Sports ehrliche und respektvolle Worte für seinen Gegenspieler. „Kevin De Bruyne hat die Premier League besser gemacht“, sagte Fernandes. „Wenn City heute da steht, wo sie stehen, und United in dieser Zeit kaum Titel gewonnen hat, dann liegt das auch an De Bruyne. Er verdient jede Anerkennung.“ Fernandes würdigte insbesondere De Bruynes Konstanz und Einfluss auf das Spiel in England über ein gesamtes Jahrzehnt: „Zehn Jahre auf diesem Niveau in der Premier League – das ist außergewöhnlich. Egal, wer nun den Schritt zur Trennung gemacht hat, Kevin bleibt ein Weltklassespieler. Es war mir eine Ehre, gegen ihn zu spielen. Er wird für immer Teil der Geschichte dieser Liga sein.“ Eine Ära geht zu Ende Kevin De Bruynes Karriere bei Manchester City ist gespickt mit Erfolgen: Seit seinem Wechsel von VfL Wolfsburg nach England im Sommer 2015 hat er mit den Citizens unter anderem fünf Premier-League-Titel, zwei FA Cups, sechs Ligapokale und die UEFA Champions League gewonnen. In 382 Pflichtspielen gelangen ihm 101 Tore und 170 Vorlagen – ein überragender Wert für einen Mittelfeldspieler. Besonders hervorzuheben ist seine Rolle in der legendären Saison 2017/18, in der Manchester City unter Pep Guardiola die magische 100-Punkte-Marke knackte. De Bruyne war das kreative Zentrum dieser Mannschaft, kombinierte technische Finesse mit taktischem Verständnis und war sowohl als Vorlagengeber als auch als Torschütze entscheidend. Sein Spiel war geprägt von Dynamik, präziser Ballverarbeitung und einem unglaublichen Gespür für Räume. Seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und seine Mitspieler in Szene zu setzen, machten ihn zu einem der komplettesten Mittelfeldspieler seiner Generation. Wohin führt sein Weg? Noch ist nicht offiziell bekannt, wohin es Kevin De Bruyne im Sommer zieht. Gerüchte ranken sich um einen Wechsel in die Major League Soccer zu Inter Miami oder zu einem saudischen Klub, wie Al Nassr oder Al Hilal. Auch eine Rückkehr nach Deutschland oder Belgien scheint nicht ausgeschlossen. Klar ist: Die Premier League verliert einen ihrer letzten großen Strategen – und Manchester City muss sich auf die Suche nach einem neuen kreativen Kopf machen. Jüngere Spieler wie Phil Foden oder Julián Álvarez könnten in seine Rolle hineinwachsen, doch ein Spieler vom Kaliber De Bruynes hinterlässt zwangsläufig eine große Lücke – nicht nur sportlich, sondern auch als Führungspersönlichkeit. Abschied ohne Applaus, aber mit Respekt Es war kein glorreicher Abgang, kein episches letztes Derby mit einem Tor oder einer Vorlage – sondern ein stiller, fast symbolischer Abschied: De Bruyne, einst der Taktgeber eines der dominantesten Teams der Premier-League-Geschichte, verabschiedet sich mit einer Leistung, die seine aktuelle körperliche Verfassung widerspiegelt, aber nichts an seinem Erbe ändert. Er bleibt ein Spieler, der über Jahre hinweg das Niveau der Liga mitbestimmt hat, der selbst inmitten einer Ära voller Stars immer wieder hervorstach und das Spiel auf seine Weise prägte. Kevin De Bruyne geht – aber er geht als Legende. Verwante Tags Kevin De Bruyne Manchester City Premier League